Undervelier

Wilder Jura: Auf den Spuren der Schweizer Fernsehserie

Die zweite und dritte Staffel der Krimi-Serie Wilder spielt im Jura, einem der am meisten unterschätzten Kantone der Schweiz! Auch mir ist diese Ecke meines Heimatlandes gänzlich unbekannt, das soll sich nun ändern.

Wenn du der A18 von West nach Ost folgst, durchquerst du den Jura und kommst gleichzeitig an den wichtigsten Drehorten der Serie Wilder vorbei. Ich starte am Zipfel der Schweiz, an der Grenze zu Frankreich. Hier am beschaulichen Fluss Doubs befindet sich der Ort Biaufond, wo in der zweiten Staffel die Pizzeria der kosovarischen Familie Kabashi stand. Viel zu sehen gibt es nicht, hier ist definitiv der abenteuerliche Weg das Ziel: Eine schmale, einspurige Strasse – typisch für den Jura – führt ab Les Bois erst durch eine liebliche Hügellandschaft und dann steil hinunter bis Biaufond. Ich hoffe die ganze Zeit, dass mir kein Auto entgegenkommt, ausweichen ist kaum möglich. Obwohl es ein strahlend schöner Tag ist und die Sonne scheint, ist es ein Leichtes, sich vorzustellen, wie sich in dieser Landschaft Verbrechen abspielen. Der Wald mutet mystisch an, ich bin mutterseelenallein, begegne keiner Menschenseele.

Zurück in der Zivilisation erreiche ich nach rund einer Viertelstunde Fahrt Saignélegier. Am Ortsausgang befindet sich das Naturschutzgebiet Etang de la Gruère, direkt an der Strasse zwischen Saignélegier (JU) und Tavannes (BE) gelegen. «étang» ist Französisch und heisst Teich. Ob das Gewässer nun ein Teich oder See ist, sei mal dahingestellt. Fakt ist, die 56 Hektar Hochmoor sind ein wunderbarer Flecken Erde und auch ein Kraftort! Was lange einer der Geheimtipps der Schweiz war, wird langsam auch von Nicht-Jurassiern entdeckt. Es kann durchaus sein, dass an einem schönen, sonnigen Tag sämtliche Parkplätze belegt sind. Nichtsdestotrotz geniesse ich den Frieden und die Stille während dem gut halbstündigen Spaziergang über Wurzelwege und Holzstege um den grössten Moorsee der Schweiz. Noch ist es kalt, und der See teilweise noch gefroren – erst vor kurzer Zeit ist der Winter dem Frühling gewichen. Trotzdem sind bereits viele der kleinen Holzstege besetzt von Besuchern, die Pause machen, ein Cüpli (Sekt) trinken oder bereits am Picknicken sind.

Gleich neben dem Moorsee wohnte übrigens auch die Polizistin Susann Walter in einem Weiler, eine spannende Figur aus der zweiten Staffel Wilder!

Nicht weit entfernt vom Etang de la Gruère befindet sich der Etang du Plain de Saigne – und das ist ein echter Geheimtipp! Hätte ich nicht Wilder gesehen, hätte ich nie von diesem Juwel erfahren: Hier war es, wo Bundeskriminalpolizist Kägi seinen silbrigen Camper aufstellte und den Feierabend genoss.

Vier Holztische rund um den Teich verteilt bieten sich für ein Picknick regelrecht an. Diesen wunderschönen Flecken Schweiz findest du, wenn du in Montfaucan in Richtung Delsberg fahrend rechts abbiegst. Entweder du lässt dein Auto beim Bahnhof von Pré Petitjean stehen und gehst rund 30 Minuten zu Fuss oder du fährst mit dem Auto auf der schmalen, einspurigen Strasse direkt bis zum Teich. Einen offiziellen Parkplatz gibt es nicht, aber immer mal wieder breitere Stellen am Strassenrand.

Für mich geht es weiter – immer noch auf der A18 – nach Saint-Brais. Schon von weitem sieht man die dramatischen Felsen, die auch bei Wilder keine unwesentliche Rolle gespielt haben. U.a. hat die bereits genannte Polizistin hier ihre Tochter verloren.

Sehr gespannt bin ich auf den fiktiven Ort Thallingen, der in Tat und Wahrheit Undervelier heisst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich ohne Wilder jemals hierher verirrt hätte. Und doch hätte ich einiges verpasst. Kurz vor Ortseingang befindet sich auf der rechten Strassenseite die Grotte von Sainte-Colombe, die seit dem 13. Jahrhundert ein Wallfahrtsort ist. In Wilder dient sie als Friedhofskulisse.

Undervelier selber ist ein verschlafener Ort, der in den 60er Jahren stehengeblieben zu sein scheint. Direkt an der Hauptstrasse befindet sich das ehemalige Gebäude der Raiffeisenbank, welches bei Wilder den Polizeiposten darstellte. Beim kleinen Kreisel, der gleichzeitig Mittelpunkt des Dorfes ist, steht das ehemalige Hôtel des Galeries du Pichoux, in der Serie das Restaurant Adler.

Undervelier befindet sich am Anfang der Pichoux Schlucht. Eine schmale Strasse inmitten von senkrecht in den Himmel ragenden Felswänden führt bis zum Lac Vert.

Danke, Wilder, dass du mir die mystische Schönheit des Kantons Jura näher gebracht hast! Die vierte Staffel soll Rosa Wilder, Manfred Kägi und Co. übrigens – wie schon in der ersten Staffel – zurück ins Glarnerland führen. Wir sind gespannt!

Folge mir um die Welt!